Fine, unser Weihnachtsstern
Heute möchte ich unsere ganz persönliche Weihnachtsgeschichte mit euch teilen, die bereits schon im Buch „Sternstunden zur Weihnachtszeit. Geschichten, die man nie vergisst“ abgedruckt wurde. Eine Sammlung berührender Geschichten, zusammengetragen und erzählt von Andreas Wojak, Eschbach 2022.
Einen Tag vor Heiligabend konnten wir nach vier langen Wochen mit unserer neugeborenen Tochter Fine nach Hause zurückkehren, in unseren heimeligen „Stall“. Die Freude darüber, die eher kühle Krankenhausatmosphäre gegen Kaminfeuer, Weihnachtsduft und Kerzenlicht eintauschen zu können, war riesengroß.
Doch Mama, Papa und die stolze und ehrfürchtige Schwester Lotta sollten unserem Wiegenmädchen Fine zum Leben nicht ausreichen. Zusammen mit ihr zogen Medikamente, Nahrungssonden, Spritzen, Messgeräte und eine große Portion Unsicherheit in unser Haus ein. Unsicherheit, weil alles so ungewiss und ungewohnt war.
Nach und nach durften aber auch weitere Wegbegleiter bei uns Einzug halten. Da ist diese bedingungslose Liebe, die wir erfahren haben und die wir schenken können. Unser Kind zu lieben, einfach, weil es da ist und bei uns sein kann – und uns von ihm geliebt zu fühlen, auch wenn ein beweisbringendes Lächeln ausbleibt.
Hinzu kommt die Aura einer sehr besonderen Ruhe und Besonnenheit. Fine bewegt sich wenig und gibt kaum Töne und Laute von sich. Aber zufrieden ist sie. Sichtlich zufrieden mit sich, mit uns und mit ihrem außergewöhnlichen Leben.
Dieses Leben, das immer mal wieder an einem seidenen Faden hängt, an dem zusätzlich von allen Seiten gezogen und gezerrt wird. Doch Fine hat die Fähigkeit, sich in diesen Momenten ganz leicht zu machen. So leicht, dass der Faden sie bisher trotz aller Widrigkeiten immer halten konnte. Wir spüren tiefe Dankbarkeit.
Wie damals in Bethlehem scheint es auch über uns einen Stern zu geben, der uns den Weg weist und uns sorgsame Begleiter schickt. Über Stock und über Stein, durch Höhen und Tiefen, bei Regen oder Schnee – trotz aller Umstände haben wir als Familie stets die Orientierung behalten können.
Inzwischen sind acht Jahre vergangen. Jahre, in denen wir zu Experten in Sachen Liebe, Besinnlichkeit, Dankbarkeit und Solidarität wurden. Werte, die seit jeher auch dem Weihnachtsfest zugesprochen werden.
Fine wird ihre Krippe nicht verlassen können. Ihr Stern wird weiterhin erstrahlen. Weihnachten. Das ganze Jahr.
Anke Diederich