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Anke gibt ihrer Tochter Fine einen Kuss auf die Stirn

Da stehe ich in der Küche, während ich aus dem Fenster schaue, meiner Tochter hinterherwinke und ihr ein Küsschen zuschicke. Tränen kullern über meine Wangen. Mein Mann kommt dazu, nimmt mich in den Arm und bekräftigt mich, dass Fine das schon schaffe. Ja, das glaube ich auch, sage ich. Und ich hoffe es. Wie immer. Denn eigentlich gibt es nur wenige Tage, an denen Fine „kerngesund“ und guten Gewissens unsererseits zur Schule geht. Und heute ist es ganz besonders schwer, sie loszulassen und sie ihren Weg gehen zu lassen. Denn es ist eine neue Schule. Fine kommt in die zweite Klasse. Die Schule mit dem Schwerpunkt motorische Entwicklung hat erst vor zwei Wochen am neuen Standort geöffnet. Ein neues, tolles inklusives Konzept gemeinsam mit der ansässigen Grundschule. Fine bekommt eine neue Lehrerin, ein neues Team pädagogischer Fachkräfte. Das Busteam, welches sie zur Schule fährt und wieder nach Hause bringt? Neu.  

Es gibt immer Rückschläge. 

Die Sommerferien haben eigentlich bereits vor zwei Wochen geendet. Wir haben den Schulstart mit einer schweren Lungenentzündung Fines auf der Intensivstation verbracht. Seitdem ging es ihr stetig besser, aber 100% gut noch nicht. Reicht das für einen Schulbesuch? Ich weiß es nicht. Mein Mann hätte sie sicher noch zu Hause gelassen. Er sagt mir aber, wie gut es sei, dass ich hauptsächlich Fines Leben manage. Hätte er das zu tun, würde Fine nach seinem Empfinden nie zur Schule gehen. Immer zu gefährlich. Immer zu viel Risiko. Immer irgendwie zu krank. 

Es kostet viel Kraft. 

Dann muss ich noch mehr weinen, weil mir wieder klar wird, wie viel Mut wir aufbringen müssen. Immer und immer wieder. Es vergehen wenige Tage, wo wir nicht in irgendeiner Weise für irgendetwas, was im Leben der Meisten (zum Glück!) einfach gelebt werden kann, Mut aufbringen müssen. Das kostet Kraft. Unendlich viel Kraft. Allerdings gibt es für uns keine Alternative. Die wäre, zu Hause in Sicherheit bei gleichen Begebenheiten herumliegen, ordnungsgemäß Therapien durchführen und Medikamente einhunderprozentig planmäßig zu verabreichen. Alle Hilfsmittel jederzeit zur Hand, um sämtliche Eventualitäten schnell in den Griff zu bekommen. Aber würde uns das Spaß machen? Hätte Fine etwas davon? Nein! Weder Fine noch wir anderen hätten etwas davon. Denn gerade das Leben schenkt uns so viel Kraft und schöne Momente.  

Also, auf zur Kirmes! Auf zum Schaukeln! Auf aufs Trampolin! Auf zum nestwärme-Weltkindertag! Denn wer weiß, was morgen ist?  

Und das ist echt schon weit gedacht…. 

Liebe Grüße, eure Anke


Wie geht ihr mit euren Ängsten um und was macht euch in solchen Situationen Mut? Teilt es gerne in unseren Kommentaren.  

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