Blog

Was ist Ableismus und was können wir dagegen tun?

In letzter Zeit ist auf den sozialen Medien viel von #Ableismus die Rede. 11.236 Beiträge findet man auf Instagram mit diesem Hashtag. Viele neuere Beiträge dazu beziehen sich auf die kürzliche „Entgleisung“ von Luke Mockridge, die wir an dieser Stelle nicht weiter beachten wollen. Denn so wichtig es auch ist, die Diskussion über Behindertenfeindlichkeit zu führen, umso trauriger ist es, dass es immer erst einen solchen Anlass benötigt. Denn schon seit Langem gibt es eine Community von Menschen mit Behinderung, die sich für ihre Rechte und gegen Diskriminierung stark machen. Doch sie bekamen bislang zu wenig Beachtung.

Aber nochmal einen Schritt zurück. Ableismus. Was heißt das überhaupt?

Laut Duden ist damit gemeint: Die Abwertung, Diskriminierung, Marginalisierung von Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen aufgrund ihrer Fähigkeiten.

Darin steckt das Wort „able“, was Englisch ist für „fähig“.

Ableismus ist allgegenwärtig.

Diskriminierung erfahren Menschen mit Behinderung jeden Tag. Durch Barrieren, die ihnen den Zugang zu Gebäuden verwehren oder die Teilhabe an Veranstaltungen. Durch Medien, die nicht barrierefrei sind, durch beleidigende Äußerungen, durch Ausgrenzung und die Verbreitung von Stereotypen und Klischees. Die Diskriminierung erfolgt auch durch Sprache. So wird zum Beispiel das Wort „behindert“ oft als Beleidigung verwendet. Es gibt zahlreiche Witze über Menschen mit Behinderung. Aber auch die permanente Darstellung von ihnen als Opfer ist diskriminierend. Das alles betrifft natürlich auch schon Kinder mit Behinderung und mit ihnen ihre ganze Familie, die oft sozial isoliert wird. Den Kindern wird so von klein auf vermittelt, dass sie nicht richtig und nicht gleichwertig seien. Wollen wir das?

Auch so kann Ableismus aussehen.

Manchmal meint man es gut, aber verhält sich trotzdem diskriminierend. Wenn man zum Beispiel das Vorhandensein einer Behinderung infrage stellt, indem man sagt: „Du siehst gar nicht behindert aus.“ Auch das Hervorheben von bestimmten Leistungen, die ein Mensch mit Behinderung vollbringt, kann ableistisch sein, zum Beispiel in Aussagen wie „Wie toll, dass du das trotz deiner Behinderung kannst.“, oder „Ich könnte das ja nicht.“ Auch ungefragte Hilfe, wie das Wegschieben eines Rollstuhls, wird oft als diskriminierend empfunden.

Das Ausmaß von ableistischer Diskriminierung ist in Deutschland bisher kaum erforscht. Doch nicht erst die Diskussion auf Instagram zeigt uns, wie allgegenwärtig sie für die betroffenen Menschen ist.

Was können wir gegen Ableismus tun?

Der erste Schritt ist anzuerkennen, dass es Ableismus gibt und dass auch wir selbst durch unsere Sozialisation nicht immer ganz frei davon sind, wenn vielleicht auch unbewusst.

Wenn wir uns das eingestehen, können wir etwas verändern. Jede:r für sich und gemeinsam als Gesellschaft.

Die Antwort auf Ableismus heißt Inklusion.

Wir können mit Menschen mit Behinderung ins Gespräch gehen, ihnen Gehör verschaffen. Wir können Menschen mit Behinderungen respektvoll und auf Augenhöhe begegnen. Mit ihnen direkt sprechen und nicht nur mit ihren Begleitpersonen. Wir sollten sie nicht bemitleiden und keine Schlüsse über ihr Befinden ziehen, ohne mit ihnen gesprochen zu haben.

Wir können selbst versuchen, Barrieren abzubauen, zum Beispiel bei eigenen Veranstaltungen.  Wir können bei ableistischem Verhalten anderer eingreifen und Stellung beziehen. Wir können proaktiv die Begegnung mit Menschen mit Behinderungen suchen, z.B. bei Events von nestwärme. Oder uns sogar ehrenamtlich für Familien mit behinderten Kindern engagieren. Wir können uns auch politisch für die Situation von Menschen mit Behinderung einsetzen.  

Ja, wir alle können etwas tun und gemeinsam die Welt inklusiver gestalten. Lasst uns damit anfangen.

Eure Sarah


Wir sind interessiert an euren Erfahrungen.

Welches ableistisches Verhalten begegnet euch als Eltern von behinderten oder chronisch kranken Kindern? Oder auch selbst als Person mit Behinderung?

Habt ihr euch vielleicht auch schon mal selbst unbewusst ableistisch verhalten und es hinterher bemerkt? Lasst uns doch ein Kommentar da.

Schlagwörter:
Beitrag teilen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert